
Raoul Schrott ist nicht nur großartiger Romancier und Poet, sondern auch begnadeter Übersetzer. Von Anfang an verstand er das Übersetzen als Erkenntnismöglichkeit,
um dem Ursprung der Poesie auf die Schliche zu kommen. Sein Interesse galt vor allem antiken Stoffen wie dem Gilgamesch-Epos oder der Ilias von Homer. Sein Band Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren (Eichborn 1997) geht zur sumerischen Literatur zurück. Schrott, der mit der Schrift Fragmente einer Sprache der Dichtung im europäischen Kontext. Poetische Strukturen von der griechischen Antike bis zum Dadaismus habilitiert hat, löst mit seinen Übersetzungen in Fachkreisen immer wieder konträre Debatten aus. Die zeitgenössische Leser*innenschaft hat er mit seinem Ansinnen, Texte der Antike in eine wirkungsmächtige Sprache der Gegenwart zu übertragen, begeistert auf seiner Seite. (anro)
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