
Esther Kinsky ist Schriftstellerin und Übersetzerin, und in beidem ist sie großartig. Sowohl ihre Prosatexte als auch ihre Lyrik sind meisterhafte Beispiele von Nature Writing, in dem Natur und Geschichtserkundungen parallel zu den zerbrechlichen Schichtungen menschlicher Erinnerung freigelegt werden: in ihrem Lyrikband Schiefern (Suhrkamp 2020) ebenso wie in ihrem zuletzt erschienenen Roman Rombo (Suhrkamp 2022). Auch in ihren Übersetzungen legt Kinsky Sprachschicht für Sprachschicht frei und findet Wege des ÜBERsetzens von einer Sprache in die andere, nämlich vom Englischen, Polnischen und Russischen ins Deutsche. Wie sehr sich im Prozess des Übersetzens das Verhältnis zwischen Namen und Dingen verändert, hat sie in ihrem Essayband Fremdsprechen (Matthes und Seitz 2013) reflektiert. Und wie beides, das eigene Schreiben und das Übersetzen, zusammenhängt, darüber wird Kinsky, die 1956 in Engelskirchen geboren wurde und in Berlin und im Friaul lebt, an einem eigenen Abend erzählen. (anro)
(c) Heike Steinweg